Altersfreigabe der FSK: o. A.
Die Naturdokumentation von Luc Jacquet handelt von der Entwicklungsgeschichte eines tropischen Urwalds, der großen grünen Lunge unseres Planeten. Ohne den komplizierten Stoffwechsel der Bäume würden auch wir Menschen unseren
Lebensraum verlieren. Denn die Bäume binden das für die Erwärmung der Erde mitverantwortliche Gas Kohlendioxyd. Und sie produzieren den Sauerstoff, den wir zum Atmen benötigen. Wir erfahren, dass Bäume Lebewesen sind, denen es über die Jahrtausende hinweg gelungen ist, ihre Existenz zu sichern. Oft haben sie mit anderen Pflanzen und Insekten wie etwa den Ameisen eine funktionierende Lebensgemeinschaft aufgebaut. Auch
Amphibien und Insekten auf dem Boden
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den Bäumen steht nur eine begrenzte Lebenszeit zur Verfügung, aber sie können viel älter als jeder Mensch und jedes andere Tier werden und viele Jahrhunderte überstehen.
Die grandiosen Aufnahmen für den Film entstanden zum überwiegenden Teil auf dem südamerikanischen und dem afrikanischen Kontinent in der Nähe des Äquators. Im südamerikanischen Land
Peru sind 54 Prozent der gesamten Landfläche mit Wald bedeckt. Ein kleiner Teil des Urwalds wurde zu einem Dutzend Nationalparks erklärt. Einer von ihnen, der Nationalpark Manú, wurde 1987 von der
UNESCO gar zum Welterbe erklärt. Der andere Drehort lag
Elefanten auf Futtersuche
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im tropischen Regenwald des afrikanischen Landes Gabun im riesigen Kongobecken. Dort sind 80 Prozent des Staatsgebiets noch mit Wald bedeckt; das ist eine sehr seltene Ausnahme unter allen Ländern der Erde. Im Urwald von Gabun wächst auch der im Film immer wieder ins Bild gerückte Moabi-Baum. Es dauert allein 600 Jahre, bis ein solcher Baumriese seine volle Höhe von gut 70 Metern erreicht. Diese beiden Urwaldgebiete der Erde sind noch weitgehend intakt geblieben. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in den meisten anderen Regionen, in denen es vor zwanzig Jahren ebenfalls noch einen großen Urwaldbestand gab, kaum mehr Bäume wachsen.
Wie ist der Film gemacht?Luc Jacquet ist einer der besten Naturfilmer weltweit. Von ihm stammen auch die abenteuerliche Naturdokumentation "Die Reise der Pinguine" (2005) und der bei Hanisauland vorgestellte Abenteuerfilm "Der Fuchs und das Mädchen" (2007). In seiner neuen Naturdokumentation greift Jacquet die Idee des Botanikers Francis Hallé auf. Dieser erforschte viele Jahre seines Lebens die Regenwälder auf der ganzen Erde. Er wollte dem Geheimnis des
Flusslandschaft mit Urwald
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Zusammenspiels von Pflanzen und Tieren auf die Spur kommen. Sein Wissen und seine Erfahrungen gibt er in diesem Film weiter. Das geschieht auf sinnlich erfahrbare und nachvollziehbare Weise. Immer wieder wachsen aus wunderschönen Realfilmaufnahmen der Natur kunstvolle Animationen hervor, die mit atmosphärischen Geräuschen verbunden sind. Die sehr feingliederigen Animationen wurden den Zeichnungen des Forschers nachempfunden. Sie sind direkt in die realen Aufnahmen des Waldes einkopiert. Auf diese Weise ist tatsächlich etwas von der märchenhaften Magie des
Fest verankert im Boden
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Waldes zu spüren. Das hilft bei der Entdeckung eines natürlichen Universums, das in dieser Form und Fülle noch nie zuvor auf der Leinwand zu sehen war. Den roten Faden des Films bildet die Frage, in welcher Form, unter welchen Bedingungen und in welchem Zeitraum sich ein zerstörter Wald wieder erholen kann. Bis sich auf dem gleichen Boden wieder riesige Urwaldbäume angesiedelt haben, kann es nämlich bis zu 1000 Jahre dauern. Die Sachinformationen im Film gibt ein sparsam eingesetzter Kommentar, der in der deutschen Synchronfassung von dem international bekannten Schauspieler Bruno Ganz gesprochen wird.
Was ist das Besondere an diesem Film?Was in hunderten von Jahren gewachsen ist, wird vom Menschen heute aus kurzfristigen
wirtschaftlichen Interessen heraus in nur wenigen Momenten umgesägt, gefällt und gerodet. Das unvergleichliche Naturwunder, das der Film uns zeigt, ist daher von Zerstörung bedroht, sein Bestand ist gefährdet. Das trifft insbesondere auf die tropischen Urwälder zu. Sie machen immer noch einen großen Teil der gesamten Waldfläche der Erde aus. Aber sie werden in einem rasenden Tempo zerstört – und mit ihnen die Artenvielfalt an Amphibien, Vögeln, Reptilien und Insekten. Eine Selbstheilung dieser Urwälder ist möglich, aber sie ist nicht in wenigen Jahren
Der Forscher Francis Hallé
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realisierbar. Sie benötigt Zeit, die ein Menschenleben oft übersteigt. Auf die vielfältigen Zusammenhänge, die nicht zuletzt auch das Überleben der Menschheit betreffen, weist der Film deutlich hin. Er zeigt nicht nur, was um einen Baum vor sich geht, sondern auch in einem Baum, was auf und unter einem Baum abläuft und sich normalerweise unseren Blicken und unserer Aufmerksamkeit entzieht. Damit hilft er, oftmals falsche Vorstellungen über Urwälder und ihre angeblichen "Gefahren" zu korrigieren. Vor allem jedoch zeigt er uns Bilder von atemberaubender Schönheit und magischer Kraft. Sie machen den Kinobesuch mit der ganzen
Familie oder der ganzen Klasse zum Erlebnis.
Thomas Werner