- Regie:
- Claude Barras
- Land und Erscheinungsjahr:
- Schweiz/ Frankreich 2016
- Altersfreigabe der FSK:
- ab 0 Jahren
- Altersempfehlung:
- sehenswert ab 10 Jahren
- Länge:
- 66 Minuten
- Kinostart:
- 16. Februar 2017
Eine glückliche Kindheit sieht anders aus: Der Vater des neunjährigen Icare, genannt Zucchini, hat die Familie schon vor vielen Jahren verlassen. Die Mutter wiederum trinkt so viel Bier, dass sie ihren Sohn darüber vernachlässigt. Als sie sich von Zucchini beim Fernsehgucken gestört fühlt, kommt es zu einem Unfall und die Mutter stirbt.
Der Polizist Raymond nimmt sich des Jungen an und bringt ihn ins „Haus der Springbrunnen“. Dort soll er behütet zusammen mit anderen Kindern aufwachsen. Das kleine Waisenhaus erweist sich als echter Glücksfall für Zucchini. Liebevoll und engagiert wird es von Madame Papineau geleitet. Die Sozialarbeiterin Rosy und der Klassenlehrer Monsieur Paul stehen ihr hilfreich zur Seite. Zucchini muss sich allerdings erst an die anderen Kinder gewöhnen. Von Simon wird er anfangs gar ständig schikaniert. Alle Kinder haben schon schlimme Erfahrungen gemacht. So sind zum Beispiel Simons Eltern drogenabhängig, die Mutter der dunkelhäutigen Béatrice wurde nach Afrika abgeschoben und Ahmes Vater sitzt nach einem Überfall im Gefängnis. Camille, die nach Zucchini noch zur Gruppe hinzustößt, hat den gewaltsamen Tod ihrer Eltern miterlebt. Gleichwohl gibt sie sich sehr selbstbewusst, was Zucchinis volle Bewunderung zur Folge hat.
Spätestens nach einem gemeinsamen Ausflug in die verschneite Bergwelt sind alle Kinder zu unzertrennlichen Freunden geworden. In dem Polizisten Raymond findet Zucchini sogar einen Ersatzvater, der den Jungen adoptieren möchte. Doch dann soll Camille plötzlich das Heim verlassen und zu ihrer bösartigen Tante ziehen. Die ist allerdings nicht um das Wohl ihrer Nichte besorgt, sondern möchte nur das Pflegegeld für sie einstecken. Gemeinsam entwickeln die Kinder einen Plan, um Camille zu retten. Zudem steht für Camille und Zucchini eine schwierige Entscheidung an, die das Leben aller Kinder im Waisenhaus verändern könnte.
Die Lebensumstände dieser Kinder sind sehr schwierig. Der Film greift sie aber nur dann auf, wenn man dadurch das Verhalten der Kinder besser verstehen kann und sie zugleich die Entwicklung der Kinder vorantreiben. Vor allem soll auch immer eine hoffnungsvolle Perspektive möglich sein. Dies lag dem Regisseur Claude Barras besonders am Herzen. Denn er will mit seinem 66-minütigen Film all den vernachlässigten und schlecht behandelten Kindern auf der ganzen Welt Mut machen, eigene positive Erfahrungen zu sammeln.
Als Vorlage für seinen ersten Langfilm diente ihm der gleichnamige Roman von Gilles Paris, der sich mehr an ältere Kinder und Erwachsene richtet. Barras wollte mit seinem Film aber auch jüngere Kinder ansprechen. Zu diesem Zweck entschied er sich, den Romanstoff als Animationsfilm mit Puppen und in der sogenannten Stop-Motion-Technik umzusetzen. Die handgefertigten, etwa 25 cm großen Puppen mit beweglichen Gliedmaßen wurden dann Bild für Bild jeweils ein Stück in ihrem Bewegungsablauf verändert. Erst beim Abspielen der Einzelbilder entsteht wie bei einem Zeichentrickfilm dann der Eindruck von Bewegung und Lebendigkeit. Allein die Aufnahmen dauerten acht Monate und genauso lang waren die Nacharbeiten mit Schnitt und Vertonung.
Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung (siehe auch das Hanisauland- Spezial Kinderrechte). Die Realität sieht leider manchmal anders aus. Überall auf der Welt erleben Kinder Formen von Gewalt, sei es durch Eltern und nahestehende Personen oder aufgrund von gesellschaftlichen Umständen wie Krieg oder Flucht und Vertreibung. Auch die (Puppen-)Kinder im „Haus der Springbrunnen“ haben bereits solche Gewalterfahrungen gemacht. Doch selbst tiefe Wunden sind heilbar, so ist die Botschaft des vielfach preisgekrönten Animationsfilms. Das Waisenhaus wird den Kindern zur echten Zuflucht, was Geborgenheit im Kreis einer Familie nicht ausschließt. Nach schweren Schicksalsschlägen erleben die Kinder Mitgefühl, Kameradschaft und gegenseitige Toleranz. Alle haben sie am Ende das Glück, geliebt zu sein von Menschen, denen sie vertrauen können.