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Konrad Adenauer spricht 1955 im Bundestag in Bonn.
Erster Kanzler der Bundesrepublik Deutschland
Konrad Adenauer ist in Deutschland sehr bekannt, weil er der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland war. Als er am 15. September 1949 zum ersten Bundeskanzler gewählt wird, ist er 73 Jahre alt. In einem Alter, in dem die meisten Menschen schon lange im Ruhestand sind, wird Adenauer zum wichtigsten Politiker des neugegründeten demokratischen Staates. Vorher war Deutschland eine Diktatur, in der die Nationalsozialisten herrschten. Erst 1963, 14 Jahre nach seiner ersten Wahl zum Bundeskanzler, wird Adenauer mit 87 Jahren von diesem Amt zurücktreten.
Gegner der Nationalsozialisten
Konrad Adenauer wurde heute vor 149 Jahren, am 5. Januar 1876, in Köln am Rhein geboren. Nach dem Studium wurde er Rechtsanwalt, stieg in die Politik ein und wurde 1917 sogar Oberbürgermeister seiner Heimatstadt Köln. Die Nationalsozialisten entfernten ihn 1933 aus dem Amt. Er war ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus. Adenauer überlebte den Zweiten Weltkrieg zurückgezogen und in ständiger Gefahr, von den Nationalsozialisten verhaftet zu werden. Nach dem Krieg wurde er ein führender Politiker der Partei CDU, die nach dem Krieg neu gegründet wurde. Nach der ersten Bundestagswahl 1949 begann seine Karriere als Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland.
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Der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer und der französische Staatspräsident nach der Unterzeichnung des deutsch-französischen Freundschaftsvertrags 1963
In den Jahren seiner Kanzlerschaft gelang es Konrad Adenauer, die Bundesrepublik Deutschland wieder zu einem Staat zu machen, den die anderen Staaten anerkannten und achteten. Adenauer konnte und wollte nicht leugnen, dass die Deutschen die Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg und die Schuld an der Ermordung von vielen Millionen Jüdinnen und Juden im Holocaust trugen. Aber er überzeugte die Staaten, die im Krieg kurz zuvor noch gegen Deutschland gekämpft hatten, dass die demokratische Bundesrepublik Deutschland eine Chance verdient hatte, wieder von den anderen Staaten anerkannt zu werden.
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Der damalige amerikanische Präsident John F. Kennedy bei einem Besuch in Berlin im Juni 1963. Rechts neben Kennedy der damalige Regierende Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt.
Politik im demokratischen Europa
Für Konrad Adenauer war es politisch von großer Bedeutung, dass die Bundesrepublik in die Gemeinschaft der demokratischen Staaten im westlichen Teil der Welt aufgenommen wurde. Fachleute nennen das „Westintegration“. Die Bundesrepublik Deutschland wurde Mitglied der NATO und der Europäischen Gemeinschaften. Daraus wurde später die heutige EU.
Besonders war auch, dass Adenauer es schaffte, dass sich Deutschland mit Frankreich aussöhnte – und das nach einer jahrhundertelangen Feindschaft zwischen Deutschland und seinem westlichen Nachbarn. Wer heute mit der Schule oder in den Ferien in unser schönes Nachbarland fährt, kann sich nicht mehr vorstellen, wie bitter verfeindet Deutsche und Franzosen noch bis weit ins letzte Jahrhundert hinein waren. Deutschland und Frankreich zeigen der Welt, dass selbst die größte Abneigung nicht ewig sein muss und dass auch zwischen verfeindeten Gruppen ein Neuanfang möglich ist.
Adenauer starb mit 91 Jahren
Adenauer blieb bis zum 15. Oktober 1963 Bundeskanzler. Von der Bundeshauptstadt Bonn aus prägte er den Wiederaufstieg des Landes nach der Katastrophe des Nationalsozialismus. Viele Menschen in der ehemaligen Hauptstadt erinnern sich an den „Alten“, der jeden Morgen in seinem Mercedes Pullmann mit der Fähre über den Rhein fuhr und mit den mitfahrenden Schulkindern plauderte. In seiner Wahlheimat Rhöndorf in der Nähe von Bonn, wo er sich in seiner Freizeit bis zuletzt um seine geliebten Rosen gekümmert hat, ist der erste Kanzler der Bundesrepublik Deutschland am 19. April 1967 mit 91 Jahren gestorben.