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Spezial

Recht auf Beteiligung

30. September 1990: Kinder demonstrieren für ihre Rechte während des UN-Weltkindergipfels in New York.

Beim Weltkindergipfel 1990 in New York haben Kinder und Jugendliche zum ersten Mal vor den Vereinten Nationen ihre Wünsche und Erwartungen an die Zukunft vorgetragen.

Kinder haben das Recht, zu allen Dingen, die sie direkt betreffen, ihre eigene Meinung zu sagen. Die Erwachsenen müssen die Meinung der Kinder ernst nehmen. Sie müssen nicht alles so machen, wie es die Kinder gerne wollen. Aber sie sollen darüber nachdenken, wie sie die Meinung der Kinder bei ihren Entscheidungen berücksichtigen. Das gilt für Entscheidungen in der Familie, in der Schule, in der Gesellschaft und auch in der Politik. Und wenn es um Gerichtsverfahren geht, wo Kinder betroffen sind, zum Beispiel, wenn sich Eltern scheiden lassen, dann muss der Staat dafür sorgen, dass die Interessen der Kinder berücksichtigt werden.

Das Recht auf Beteiligung - weltweit

Die deutsche Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit besucht eine Schule in Bolivien und trifft dort auch Schülerinnen.

Bei ihrem Besuch in Bolivien 2022 besuchte die deutsche Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit (vorne rechts) auch eine Schule. Dort sprach sie mit Schülerinnen und Schülern und erkundigte sich nach deren Vorstellungen und Erwartungen an die Zukunft.

Im Bericht über die Situation der Kinderrechte weltweit, dem „kidsright index“ für 2021 steht, dass kein Land bei der Umsetzung von Artikel 12 Bestnoten erreicht hat. Es gibt aber viele Länder, in denen Fortschritte gemacht wurden. So hat Norwegen als erstes europäisches Land 1981 die Stelle eines Kinderbeauftragten geschaffen. Diese Person soll die Gesetzgebung und Politik im Hinblick auf die Rechte der Kinder überwachen. In der finnischen Verfassung heißt es in Artikel 6: "Kinder sollen gleichbehandelt werden, und sie sollen das Recht haben, auf Angelegenheiten, die sie selbst betreffen, gemäß ihrem Entwicklungsstand Einfluss zu nehmen". In Indien gibt es Kinderparlamente, die mitbestimmen, wer in einer Schule Lehrerin oder Lehrer wird. Und in mehreren europäischen Ländern gibt es unabhängige Personen, sogenannte Ombudspersonen, die dafür sorgen, dass bei Gerichtsverfahren die Rechte der Kinder berücksichtigt werden.
In vielen Ländern der Welt, wo die Meinungsfreiheit unterdrückt wird, wird auch die Meinung der Kinder nicht gehört und beachtet. Das ist zum Beispiel in autoritären Staaten wie China oder Iran der Fall.
Das Recht auf Beteiligung - in Deutschland

Die 12-jährige Schülerin Ella hat am 4. April 2022 in der ARD-Hauptnachrichtensendung "Tagesthemen" den Kommentar gesprochen. Dabei hat sie ihre Meinung auf politische Fragen kundgetan.

Die 12-jährige Schülerin Ella hat am 4. April 2022 in der ARD-Hauptnachrichtensendung "Tagesthemen" den Kommentar gesprochen. Dabei hat sie ihre Meinung auf politische Fragen kundgetan.

In Deutschland gibt es für Kinder und Jugendliche vielfältige Möglichkeiten, ihre Meinung zu sagen und sich zu beteiligen. Klassenräte und Schülerparlamente werden beteiligt, wenn es um wichtige Entscheidungen in der Schule geht. In vielen Gemeinden gibt es Kinder- und Jugendparlamente, wo Kinder und Jugendliche die politischen Entscheider/innen beraten, manchmal auch selbstständig wichtige Entscheidungen treffen. In vielen Bundesländern kann man mit 16 Jahren wählen und mitentscheiden, wer die Politik macht.
Außerdem gibt es viele Organisationen wie Fridays for Future, in denen sich Kinder und Jugendliche dafür einsetzen können, dass politische Entscheidungen auch ihre Interessen an einer lebenswerten Zukunft berücksichtigen.

Noch viele offene Wünsche
Allerdings haben Kinder und Jugendliche noch viele Ideen, wie sie noch besser beteiligt werden können. Das hat der Kinderreport des Deutschen Kinderhilfswerks herausgefunden.
Viele Kinder und Jugendliche wünschen sich, dass die Kinderrechte im Grundgesetz stehen. Sie wünschen sich, dass es in den Bundesländern und Gemeinden mehr Kinder- und Jugendbeauftragte gibt, die sich in der Politik für die Interessen der Kinder einsetzen.
Und sie wünschen sich, dass es bei der Bundesregierung eine Stelle gibt, die die Regierung zu Kinder- und Jugendbeteiligung berät und bei der auch Kinder und Jugendliche selbst mitmachen.
Viele Jugendliche wünschen sich auch, dass in der Schule das Fach Politik ausgebaut wird und sie noch mehr dazu lernen, wie sie sich selbst noch besser beteiligen können.
Es gibt also noch viel zu tun – und da gilt auch: Macht euch bemerkbar, beteiligt euch! Denn eure Meinung ist wichtig.

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