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Mittwoch, 10. September
Grenzöffnung in Ungarn, 1989

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Winkend fahren Menschen aus der DDR im September 1989 über die ungarische Grenze nach Österreich.

Winkend fahren Menschen aus der DDR im September 1989 über die ungarische Grenze nach Österreich.

Der Wunsch nach Freiheit

Die meisten Menschen, die in einem Land leben, wo alles überwacht wird, wünschen sich Freiheit. Sie wollen selbst bestimmen, wie sie leben, welchen Beruf sie haben oder wo sie Urlaub machen. So war das auch nach dem Zweiten Weltkrieg als Deutschland geteilt war in die Bundesrepublik und die DDR. In der DDR gab es keine Freiheit für die Menschen. Viele wurden immer unzufriedener mit ihrem Staat. Im Spätsommer 1989 verließen viele tausend Menschen aus der DDR ihr Land, um im freien Teil Deutschlands, in der Bundesrepublik, zu leben. Und dabei spielte der Staat Ungarn eine wichtige Rolle.

Die innerdeutsche Grenze zwischen DDR und Bundesrepublik

Die innerdeutsche Grenze zwischen DDR und Bundesrepublik

Rückblick: Ein „Eiserner Vorhang“ versperrt den Weg in die Freiheit

Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs entstand die Teilung Europas. Ein „Eiserner Vorhang“ trennte die Menschen, die im Westen und im Osten lebten: Es gab die demokratischen Ländern im Westen und die sozialistischen Staaten im Osten Europas. Deutschland war geteilt in die Bundesrepublik Deutschland und die DDR. Die Bundesrepublik gehörte zu den westlichen demokratischen Ländern, die DDR war ein sozialistischer Staat und gehörte zum "Ostblock". Für die Menschen in der DDR wurde es immer schwieriger, ihren Staat zu verlassen. Als 1961 die Berliner Mauer gebaut wurde und entlang der Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten Grenzschutzanlagen entstanden, war der Weg in den Westen endgültig verschlossen. Wer versuchte, aus dem Land zu fliehen, riskierte sein Leben. Dazu kam, dass die Politiker der Länder, die sich wie die DDR als sozialistisch bezeichneten und zum sogenannten Ostblock gehörten, den Machthabern in der DDR halfen. Sie hinderten Bürger/-innen der DDR an der Ausreise in den Westen, wenn diese versuchten, nach einem Urlaub zum Beispiel über die Tschechoslowakei oder Ungarn in den Westen zu gelangen.

Ungarische Soldaten entfernen Grenzsperren an der Grenze nach Österreich im Sommer 1989.

Ungarische Soldaten entfernen Grenzsperren an der Grenze nach Österreich im Sommer 1989.

Ausreise mit Hindernissen

Im Sommer 1989 war die DDR in einer großen Krise. Die Sowjetunion, die großen Einfluss auf die DDR hatte, hatte ihre Politik verändert. Sie forderte politische Veränderungen, die die Machthaber in der DDR aber nicht durchführen wollten. Die Unzufriedenheit im Land wuchs. Viele Menschen wollten ihr Land verlassen, um anderswo in Freiheit zu leben. Da es nicht möglich war, die DDR einfach über die Grenze zur Bundesrepublik Deutschland zu verlassen, hofften viele Menschen, von Ungarn aus nach Österreich zu kommen. In Ungarn, einem sozialistischen „Bruderstaat“, konnten die Bürger/-innen der DDR Urlaub machen. Sie hofften, dass sie dann statt nach Hause über die Grenze nach Österreich reisen konnten.

Ungarn macht den ersten Schritt

Dass so viele DDR-Bürger/-innen im Sommer 1989 ihre Hoffnungen auf Ungarn richteten, hatte einen besonderen Grund. Die Veränderung der Politik der Sowjetunion hatte 1989 auch Ungarn erreicht. Die ungarische Regierung verkündete, dass ihre Grenzbefestigungen abgebaut würden. Am 19. August flohen bei einer Veranstaltung etwa 600 DDR-Bürger/-innen über die ungarische Grenze nach Österreich. Die ungarischen Grenzsoldaten schritten nicht ein. Am Abend des 10. September 1989, heute vor 36Jahren, wurde die Grenze von Ungarn nach Österreich offiziell geöffnet. Der Weg in den demokratischen Westen war jetzt offen! Die ausreisewilligen DDR-Bürger/-innen in Ungarn, von denen viele in großen Lagern Unterschlupf gefunden hatten, verfolgten die Ankündigung der Grenzöffnung durch den ungarischen Außenminister im Fernseher. Sprachkundige übersetzten die gute Nachricht, damit sie alle verstehen konnten. Schon am nächsten Morgen standen die ersten Busse vor den Lagern. Jetzt stand der Reise nach Österreich nichts mehr im Wege. Die meisten Menschen reisten von Österreich aus weiter in die Bundesrepublik Deutschland. Mehr als 50.000 Menschen aus der DDR folgten in den nächsten Wochen. Zwei Monate später fiel die Berliner Mauer, das Ende der DDR hatte begonnen.